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06.12.2010

Neuer Weihbischof im Bistum Hildesheim

Hildesheim/Rom (bph) Domkapitular Heinz-Günter Bongartz (55) wird neuer Weihbischof im Bistum Hildesheim. Dazu hat ihn Papst Benedikt XVI. am heutigen Samstag, 4. Dezember, um 12 Uhr in Rom ernannt. Die Bischofsweihe findet vermutlich am Samstag, 26. Februar 2011, in der Kirche St. Godehard statt.
 
Bongartz leitet zurzeit die Hauptabteilung Personal/Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat und ist damit der Personaldezernent der Priester, Diakone und hauptberuflichen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Domkapitular folgt auf Weihbischof Hans-Georg Koitz (75), der am 1. Mai aus Altersgründen in den Ruhestand ging.

Als Kind hat er gelernt, dass Bischöfe die Nachfolger der Apostel sind. Und jetzt soll Heinz-Günter Bongartz selbst einer von ihnen werden! Diese Aufgabe erfülle ihn mit Freude und Dankbarkeit, gibt der Neuernannte im Gespräch zu erkennen, zugleich habe er aber auch großen Respekt vor diesem Amt und sehe es als große Herausforderung. „Ich bin sprachlos, nachdenklich, hoffend und bittend“, so beschreibt der Domkapitular das Wechselbad seiner Gefühle. Da ist die Dankbarkeit gegenüber einem Diözesanbischof, der ihm offenbar sein Vertrauen geschenkt und ihn beim Papst als Weihbischof vorgeschlagen hat. Da ist andererseits aber auch das Wissen um die Abbrüche in der Kirche – Priestermangel, Gläubigenmangel, Glaubwürdigkeitsmangel – denen sich Bongartz in seiner neuen Rolle mit noch weit größerer Verantwortung stellen muss, als bislang. Doch Bongartz übersieht auch nicht die Aufbrüche. Heute wehe der Wind in der Kirche viel freier, als in seiner Jugend, spürt der Neuernannte. Und dann sind da auch die vielen engagierten Menschen, die aus ihrem Glauben heraus Kirche gestalten wollen. „Unser großes Pfund“, nennt er sie.

Bongartz
Der neue Weihbischof im Bistum Hildesheim, Heinz-Günter Bongartz





Ein großer Optimist und Prediger
Pessimismus ist dem neuen Weihbischof jedenfalls ähnlich fremd wie seinem beliebten und volkstümlichen Vorgänger Koitz. In Zukunft werde er bei Firmungen noch weit mehr Menschen erreichen können wie bislang, freut sich der Hauptabteilungsleiter. Darunter dürften dann auch viele sein, die sonst eher wenig Bezug zur Kirche haben. Wie will er sie ansprechen? „Ich glaube, es ist wichtig, in einer Predigt vom Leben zu reden“, zeigt sich Bongartz nachdenklich. Man müsse den Menschen vermitteln, dass man selbst ein Suchender sei. Man müsse die Fragen des Lebens stellen und dürfe dann auch bezeugen, dass man in der Heiligen Schrift eine Antwort darauf gefunden habe. Ein Bischof zum Anfassen also? „Ach, das ist mir zu abgegriffen“, widerspricht der Domkapitular. Lieber will er als ein Mann gesehen werden, vor dem man keine Angst haben müsse und mit dem man deshalb alles besprechen kann.
Sein Naturell dürfte dem angehenden Weihbischof dabei helfen. Am Hildesheimer Domhof gilt er als menschenzugewandt und hilfsbereit. Er selbst bringt es auf einen einfachen Punkt: „Ich bin gerne mit Menschen zusammen.“ Ein begabter Prediger ist Bongartz ohnehin. Sein Können gibt er seit Jahrzehnten in Predigtkursen an die jungen Nachwuchspriester weiter.
In den nächsten Tagen und Wochen will sich Bongartz erst einmal mit dem Bischof und seinem Kollegen im Weihbischofsamt – Dr. Nikolaus Schwerdtfeger, mit dem er zusammen geweiht wurde – beraten. Dann erst sollen Fragen nach seinem Titularbistum, nach Bischofsring, Stab, Mitra und Brustkreuz geklärt werden. Sicher ist, dass er zunächst weiter die Hauptabteilung Personal/Seelsorge leiten wird. Auch seine Bischöfliche Beauftragung für die Diakone und die Geschäftsführung der Bischöflichen Beratergruppe für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im Bistum wird er zunächst behalten. Wie lange, das muss sich zeigen. Der Domkapitular hofft jedenfalls, auch als Weihbischof noch Zeit zum Lesen zu finden. Sein großes Hobby jedenfalls ist die Beschäftigung mit der Literatur. Als Weihbischof kann Heinz-Günter Bongartz nun bald selbst an der Geschichte des Bistums mitschreiben.

Vom Erzbistum Paderborn nach Hildesheim
Heinz-Günter Bongartz wurde am 5. März 1955 in Gütersloh geboren und wuchs in dem nahe gelegenen katholischen Dorf Avenwedde auf. Schon als Kind wollte er Pastor werden. Nach der Realschule holte er daher bei den Ursulinen in Bielefeld das Abitur nach und begann dann 1975 sein Theologiestudium in Münster. Dort lernte er den damaligen Regens des Hildesheimer Priesterseminars kennen, der inzwischen sein Vorgänger im Amt des Weihbischof ist: Hans-Georg Koitz. „Das war ein sehr freundlicher Mensch“ erinnert sich der Domkapitular heute gerne. Koitz gewann Bongartz, der eigentlich zum Erzbistum Paderborn gehörte, für den Dienst im Bistum Hildesheim.
Der Weihe am 5. Juni 1982 im Hildesheimer Dom folgten bis 1985 die ersten Kaplansjahre in der Gemeinde St. Elisabeth, Hildesheim, dann führte sein Weg nach Hameln, wo er bis 1993 als Kaplan und später als Pfarrer in den Pfarrgemeinden St. Elisabeth und zeitweise auch in St. Maria in Hemeringen bei Hessisch-Oldendorf wirkte. 1993 wechselte Bongartz als Pfarrer in die Pfarrgemeinde St. Oliver in Laatzen und leitete seit 1998 das damalige Dekanat Hannover-Mitte/Süd. Verantwortung übernahm der Seelsorger darüber hinaus als langjähriger Sprecher des Priesterrates im Bistum. Zum 1. Oktober 2006 berief ihn Bischof Norbert Trelle zum Leiter der Hauptabteilung Personal/Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat, einen Monat später rückte er auch in das Domkapitel auf.

Im Juni 2006 übernahm Heinz-Günter Bongartz eine heikle Aufgabe, die ihn vier Jahre später stark fordern sollte. Damals wurde er Bischöflicher Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche des Bistums Hildesheim. Als vor fast einem Jahr der Missbrauchsskandal durch Priester auch das Bistum Hildesheim erfasste, lag die Hauptlast der Aufklärung bei ihm. Mit den neuen Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch hat er dieses Amt zum 1. November abgegeben, führt den Beraterstab des Bischofs zu Fragen des sexuellen Missbrauchs aber weiterhin als Geschäftsführer. Weniger konfliktträchtig war seine Bischöfliche Beauftragung für die ständigen Diakone des Bistums, die er seit Juli 2007 innehat. Außerdem unterrichtet der ernannte Weihbischof seit 1988 regelmäßig Predigtlehre (Homiletik) an den Bischöflichen Priesterseminaren in Hamburg, Osnabrück und Hildesheim.

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